China – Städte – Sonniges Kunming, touristisches Guilin, modernes Shanghai und kulturelles Beijing

Dienstag, den 22. November 2011 um 16:36 Uhr Sabine Beer
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12. Oktober 2011 – 22. November 2011

Chengdu - Beijing

Guilin - Yuangshuo - Guilin: 140 km

Total China: ca. 1233 km

Kunming ist eine sonnige Stadt mit gemütlichen Parks und Fussgängerzonen. Als ich meine neuen Laufschuhe ausprobiere verlaufe ich mich doch tatsächlich im Park. Auch das vegetarische Restaurant suche ich zuerst ohne Erfolg. Der Lonlyplanet scheint nicht mehr ganz aktuell zu sein. Mehr per Zufall finde ich das Restaurant doch noch. Auf der Speisekarte sind viele Gerichte, welche wie Fleisch aussehen. Alles wird jedoch aus Gemüse, Pilzen und Tofu zubereitet. Ich entscheide mich aber dann doch nicht für ein "Hühnchen" sondern ein Gemüse-Gericht.

 

In Kunming bleibe ich nur einen Tag. Mein Zug fährt am nächsten Abend weiter nach Guilin. Guilin ist sehr touristisch, finden doch viele Chinesen die Landschaft eine der schönsten in China. Zum Glück ist bereits Nebensaision und die grossen Massen wieder bei der Arbeit.

Mirco, ein italienischer Tourenfahrer beschreibt mir den Weg nach Yangshuo, damit ich nicht die Hauptstrasse nehmen muss. Ich werde auf dieser Strecke meine 10'000 km vervollständigen. So fahre ich am nächsten Morgen los und erreiche meine 10'000 km noch in der Stadt. Nichts spezielles... Die Landschaft wird aber bald sehr interessant und wunderschön. Die vielen Karsthügel umgeben von Reisefeldern verleihen der Landschaft etwas mystisches. Ich fahre in eine Sackgasse, ziemlich steil führt eine Strasse zum Fluss runter. Dort befindet sich jedoch eine Höhle, wo man Eintritt bezahlen muss. Damit ich die Strasse nicht wieder hochfahren muss, entschliesse ich mich für die einfachere Variante und fahre mit einem "Bamboo boat" auf dem Fluss weiter. Die Bote werden als Bambusboote angepriesen, sie sind jedoch aus Plastikrohren und nichts ist aus Bambus. Die Flussfahrt ist Wunderschön und gemütlich. So gemütlich, dass ich bald einschlafe. Wasserbüffel baden im Fluss. Hochzeitspaare schiessen Fotos. Der Steuermann bietet mir Zigaretten an. Ich lehne dankend ab. Er versucht es noch einmal, dann sehe ich erst das Bild auf der Verpackung. Es ist genau der Flussabschnitt wo wir uns gerade befinden. Auch auf der 20 Yuan Note ist ein Bild von dieser Region abgebildet.

Nach ca. zwei Stunden ist die Bootsfahrt zu ende und ich radle die Reststrecke bis nach Yangshuo. Dort muss ich mich zuerst orientieren. Ich finde den Ort nicht so speziell und auch nicht so touristisch. Bis ich dann bemerke, dass ich noch nicht in der richtigen Strasse bin. Die Hostels befinden sich alle um die Weststreet dort wo auch Mc Donalds, KFC, tausend Bars, Restaurants und Souvenirläden sind. Wau, das ist vielleicht touristisch. Und es hat auch nicht wenige Besucher hier. Die Landschaft ist zwar toll, trotzdem fühle ich mich nicht ganz wohl. Ich versuche am nächsten Tag ein Hostel etwas ausserhalb des Ortes zu finden. Dieses ist jedoch voll. Dort treffe ich jedoch zwei aus Kunming bekannte Gesichter an Glen und Bev aus den USA. So verbringen wir einen gemütlichen Abend zusammen. Am nächsten Tag versuche ich springend die Gegend zu erkunden. Bald komme ich aber völlig genervt zum Hostel zurück. Immer wenn man an den Fluss runter möchte muss man Eintritt bezahlen. Oft muss man dann Umwege über die Strasse machen, was keinen Spass macht.

Später erfahre ich, dass eine Hochgeschwindigkeits-Bahnlinie von Hongkong nach Guillin im Bau ist. Sie wollen die Besucherzahlen von jährlich 4 auf 24 Millionen steigern. Ein ganzes Hoteldorf soll neben Yangshuo entstehen. Das ist ja wunderschön, da empfehle ich niemandem mehr diesen Ort zu besuchen. Im Moment sei ja Nebensaison und nichts los....

Obwohl die Chinesen etwas verzogen und egoistisch sind, bin ich ein grosser Fan der ein Kind Familien Politik. Dies gilt jedoch nur für die Han Chinesen. Alle so genanten Minderheiten haben das Recht mehrere Kinder zu haben. 1.3 Milliarden Chinesen sind eindeutig genug.


 

Leider muss ich noch ein-zwei Tage in diesem Unort bleiben. Die Zugtickets kann man jeweils erst 10 Tage im Voraus buchen. Nicht selten sind aber dan 10 Tage im Voraus die Züge bereits ausgebucht. Wie funktioniert den das? So kann ich erst am Samstag aus Guilin Richtung Shanghai abreisen. Als bleibendes Erlebnis besuche ich in Yangshuo noch den Bauern-Markt. Dort werden auch Hunde verkauft, zum Essen. Hinter der Theke warten die Hunde in einem kleinen Käfig, aufeinander liegend. Wie sie getötet und gehäutet werden habe ich nicht gesehen, nur wie sie "nackt" aufgehängt auf die Käufer warten. Ich fand den Geruch unerträglich und musste schnell aus dem Gebäude raus. Mir war übel. Ich denke dies ist die Erklärung, warum die Hunde in China grundsätzlich anständig sind. Sie wissen wohl, was ihnen blüht, wenn sie nicht brav sind.

Zurück in Guilin mache ich noch einen Ausflug zu den Drachenknochen Reisterassen in Longji Titan. Wir sind eine Gruppe von sechs Touristen. Gemeinsam nehmen wir einen lokalen Guide, welcher uns auf der vier stündigen Wanderung den Weg zeigt. Dies ist nötig, wir hätten uns auf diesen vielen Pfaden wohl nicht zurecht gefunden. Es ist Nachsaison, nicht zu viele Touristen. Das Reis ist bereits geschnitten. So gibt es vielleicht nicht die perfekten Fotos, das Erlebnis war jedoch grossartig. Etwas vom Schönsten, was ich in China gesehen habe. Die Wanderung durch die Hügel voller Reisterassen. Die Minderheiten haben sich auf den Tourismus ausgerichtet. Sie tragen ihre traditionellen Kleider, bieten Essen und Unterkunft an und zeigen in einer Show, wie sie ihre Langen Haare zum Knoten binden (natürlich gegen Bezahlung). Ich habe auch gehört, dass die Leute von der Regierung bezahlt werden, damit sie in ihren abgelegenen Holzhäuser bleiben. Die Dörfer sind nur zu Fuss erreichbar. Ich denke es geht nicht mehr lange und Seilbahnen führen die Touristen auf die Hügel und Hotelkomplexe werden aufgebaut....

Dann bin ich endlich im Zug Richtung Shanghai. An meinem 220. Reisetag komme ich in der modernen Stadt an. Ich freue mich sehr auf Günti und Mching. Sie holen mich und mein Velo am Bahnhof ab. Natürlich lachen sie etwas über mein vieles Gepäck. Sie meinen dies sei richtig chinesisch. Am Abend gibts dann gleich ein Fondu. Auch haben sie einen Vorrat an Schweizer Schokolade, Käse und Salami.... Ich habe ein kleines Zimmerchen für mich. Geniesse es angekommen zu sein und wieder mal ein Zuhause zu haben. Die zwei Wochen in Shanghai sind auf jeden Fall wie im Fluge vergangen. Günti und Mching hatten viel Arbeit aber meistens haben wir am Abend gemeinsam etwas unternommen. Auch im Specialized Bikeshop bin ich zwischendurch vorbei gegangen. Am ersten Samstag haben wir am dem vom Shop organisierten Mountainbike Ausflug teilgenommen. Das Abenteuer hat auf der Autobahn mit einem platten Reifen begonnen. Der Bus war voll geladen mit Biker und mit den Bikes auf dem Dach. Evtl. Zu viel Gewicht, zu viele Muskelmassen in einem Bus. Die Pannenhilfe war jedoch erstaunlich schnell zur Stelle. Sie haben das Rad eingeladen und sind davon gefahren. Nun dauerte es etwas länger. Eine gute Stunde haben wir auf der Autobahnbrücke gewartet. Pinkeln wäre für die Männer möglich gewesen, vielleicht etwas unangenehm für die Bewohner unter der Brücke, so mussten wir uns alle leiden....

Leider war dann mein Bike, welches ich gemietet habe, nicht dabei. Oder vielleicht zum Glück. Es wär nämlich nicht das tollste Bike und nur ein Hartteil. Nun durfte ich nämlich das Bike von Gao fahren. Er ist vom Bikeshop und hat somit auf das Fahren verzichtet. Ich habe den Tag genossen. Vor dem Bergauffahren hatte ich keinen Respekt, wusste jedoch nicht, ob ich auch noch downhill fahren kann. Jep, es geht noch. Etwas unsicher aber Spass macht es immer noch.

In Shanghai gibt es einiges zu sehen. Aber viel Zeit habe ich auch "Zuhause" verbracht. Kochen und backen, die Französische Konzession mit den Laufschuhen erkunden und im Internet surfen. Ich habe versucht so viele Informationen wie möglich über die Reise mit der Transsibirischen Bahn zu finden. Damit ich in Beijing nur noch das Ticket kaufen und die Visas beantragen muss. Dazu später mehr. Auch haben wir versucht herauszufinden wie mein Fahrrad am Besten zurück in die Schweiz kommt. Mit der Post und der DHL ist der Zoll das Problem. So werden sie mein Velo wohl in den Flieger nehmen. Ich verpacke es in eine Kartonkiste und sage ihm Goodby – Auf wiedersehen.

Das Päckli, welches ich von Langzhuo nach Shanghai geschickt habe, habe ich dummerweise an Güntis alte Adresse geschickt. Die Post hat es ausgeliefert, in der Wohnung ist aber niemand erreichbar und niemand antwortet auf unsere Nachrichten. So muss ich mich wohl mit dem Verlust von ein paar Bikekleidern und Kleinigkeiten klar kommen.


 

Am Geburtstag von Mching habe ich noch einmal viele Freunde der beiden kennen gelernt und auch am letzten Abend, wo Günti ein tolles Nachtessen gekocht hat. Dies waren gemütliche Stunden. Vielen Dank für die Gastfreundschaft!!!

Am Sonntag ging es dann mit dem Hochgeschwindigkeits-Zug nach Beijing. 5 Stunden dauert die Fahrt. Bis zu 300 km/h fährt der Zug, die Landschaft ist nur so vorbei geflitzt. Ich gebe der Landschaft die Bezeichnung "Verstaltet". Es ist wie wenn man sich verfährt, ups, es passiert einfach. Man macht es nicht absichtlich. Plötzlich merkt man, man ist nicht mehr auf dem richtigen Weg. 1.3 Milliarden Menschen, Wasser, Landwirtschaft, Industrie, Strom, Abwasser, Telefon, Strassen, Schienen.... Es wächst und wächst, und plötzlich merkt man, wir haben uns verstaltet. Nein die Landschaft wurde nicht absichtlich verunstaltet. Es ist einfach so passiert. Die Entwicklung geht sehr schnell, Planung hingegen langsam. Ein grosser Teil des Landes ist nicht bewohn- und bewirtschaftbar. So konzentriert sich alles auf einen kleinen Teil der Landschaft.

In Beijing mache ich zum ersten mal auf meiner Reise von Warmshowers.org gebraucht. Radfahrer bieten Radfahrern eine Unterkunft an. Florence und Ray aus den USA (oder Frankreich oder China oder so) nehmen mich für zweieinhalb Wochen bei sich auf. Ihre drei Töchter sind alle im Ausland, daher gibt es in der Wohnung genügend Platz. Mit in der Wohnung leben drei Katzen, zwei Vögel und ein Chinchilla. Ray ist gerade in den USA. Auch die Lage ist ideal, die Botschaften liegen im Fahrradumkreis von 15min.

So kann ich am Montag loslegen. Mit dem Velo, das mir Florence zur Verfügung stellt, mache ich mich auf den Weg zum International Hotel. Dort kaufe ich mein Ticket von Beijing nach Moskau. Dann gehts zur Russischen Botschaft. Dort muss ich neben dem Zugticket auch eine Unterkunft in Moskau sowie das Ticket von Moskau nach Europa vorweisen. Dies habe ich bereits in Shanghai organisiert. Die Hostel Buchung ist online eine leichte Sache. Wie ich aber zu einem Ticket von Moskau nach Duetschland komme wusste ich zuerst nich. Nach einigem Suchen hat sich aber das Reisebüro Monkeyshrine in Beijing gemeldet. Sie sind auf Transsib Reisen spezialisiert und konnten mir das Ticket ab Moskau organisieren. So habe ich eine Kopie per Mail erhalten und das Ticket wartet in Moskau im Hostel auf mich. Das Russland Visa lasse ich express ausstellen, somit kann ich es bereits am Dienstag abholen. Dann fahre ich direkt zur Mongolischen Botschaft. Diese ist jedoch erst am Nachmittag geöffnet. Also zweiter Versuch um 14.00 Uhr, es hat bereits eine lange Schlange, ja die Chinesen stehen Schlange!!! Zum Glück erreiche ich den Schalter vor 16.00 Uhr und mein Antrag wird bearbeitet. Ich kann das Transit-Visa in einer Woche um 16.00 Uhr abholen. Die 180 Yuan muss ich auf der Bank of China einzahlen und die Quittung zum Abholen mitbringen. Ich kämpfe trotz der Kälte gegen Schweissperlen. Mein Pass ist nicht unter den parat liegenden Pässen. Zum Glück bin ich aber nicht die Einzige und wir müssen noch "einen Moment" warten. Nach dem alle anderen Pässe herausgegeben wurden bekommen wir unsere.... Glück gehabt.

Am Mittwoch geht es dann zur Weissrussland Botschaft. Diese hat nur jeden zweiten Tag geöffnet. Für ein Transitvisa von Weissrussland benötigt man die Fahrkarte und das Russische Visa. Anscheinend wollen nicht viele Leute nach Wiessrussland, niemand steht an, eine leichte Sachen.

In der Zwischenzeit schleppe ich mich von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit. Es gibt tolle Orte in Beijing, ich bin jedoch das Sightseeing müde. Keine Lust mehr auf Stadt, keine Lust mehr auf Sehenswürdigkeiten, keine Lust mehr auf China. Am liebsten würde ich in den Flieger steigen und nach Hause kommen. Und trotzdem denke ich, meine Rückreise wird ein Erlebnis und ich leiste einen weiteren kleine Beitrag zu meinen ökologischen Fussabdruck. Ich habe die Reise auf dem Landweg begonnen und werde sie auf dem Landweg abrunden.

Beijing ist im Vergleich zu Shanghai traditioneller und hat kulturell mehr zu bieten. Auch ist das Leben etwas günstiger und ich habe das Gefühl, dass es mehr Luete der Mittelklasse gibt. In Shanghai war sehr viel Schickimicki....Ein sehr schöner Tag ist der Ausflug nach Mutianyu zur grossen Mauer. Auf die Mauer habe ich mich schon seit beginn der Reise gefreut. Ein wunderschöner Herbsttag und wenig Touristen runden das Erlebnis ab.

Am letzten Sonntag in Beijing, gehe ich mit den H3 "a drinking groupe with a running problem" auf eine "Schnitzeljagd" durch einen Teil der Stadt. Es wird gerannt, Bier getrunken und gelacht... On and on...

Am 23. November geht meiner Reise weiter, am frühen Morgen um 08.05 Uhr startet der Zug richtung Moskau. Vielen Dank an Florence und Ray für ihre grosszügige Gastfreundschaft!

Fazit Städte Chinas:

Falls man durch China reist sind Beijing und Shanghai sicher sehenswerte Städte, die beide viel zu bieten haben. Da ich etwas Stadtmüde bin bleibt mein Fazit kurz. Hier noch ein paar Gedanken:

"Das Wirtschaftswunder ist bald zu Ende. Ein Viertel der Bürger hat keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Ein Drittel der Städter muss stark verdreckte Luft einatmen. Weniger als zwanzig Prozent des städtischen Mülls werden umweltverträglich entsorgt." So der Umwelt-Vizeminister, Pan Yue, 2005. Seit damals soll sich bereits viel verbessert haben. Mir bereitet das gelesene und gesehene immer noch Kopfzerbrechen.

Buchtipps: Zhou Qing, "What kind of God?", über die chinesische Lebensmittelbranche / Hanne Chen, Kulturschock VR China/Taiwan, Reise Know-How