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Morgenstund hat Gold im Mund

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Morgenstund hat Gold im Mund
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14. Juli 2011 – 19. Juli 2011

Mashhad  (Iran) - Farab

ca. 650 km

Total Turkmenistan: 451km

2011-07-20_Turkmenistan_online

In diesem Fall sind es die Turkmenen, die Gold im Mund haben. Bereits am Grenzübergang vom Iran nach Turkmenistan in Sarakhs blitzen uns die ersten Goldzähne entgegen. Sowohl die mit sehr bunten Röcken und Köpftüchern bekleideten Frauen wie auch die Männer stellen das Gold gerne zur Schau. Der Anblick ist gewöhnungsbedürftig.

Die letzten 1 1/2 Tage im Iran sind ohne weitere Zwischenfälle verlaufen. Valy vom Homestay hat uns freundlicherweise, Morgens um 6:00 Uhr, bis zur Hauptstrasse begleitet. Bis zum Mittag musste Jeremie einmal die Kette und zweimal einen Platten flicken. In der Nacht wurden wir von einem Wüstenbewohner um zwei Eier, etwas Crepeteig, einem Schwamm und den Behälter für die Eier bestohlen. Letzteren haben wir wieder gefunden.

Nach einem frühen Start, sind wir um 10:00 Uhr bei der Grenze angekommen. Die Ausreise aus dem Iran verlief durchaus angenehm. Wir mussten weder Fotos zeigen noch wurden unsere Taschen durchsucht. Die Einreise in das erste zentralasiatische Land, die  ehemalige Sowjetunion, hat uns mehr Zeit gekostet. Die Zolldeklaration muss zweimal ausgefüllt werden, eine Kopie weisst man dann bei der Ausreise vor. Man darf dann nicht mehr Geld dabei haben als bei der Einreise. Sie haben uns etwas schikaniert. Wir mussten unser ganzes Gepäck und die Fahrräder in das Gebäude bringen, welches natürlich nur von Treppen umgeben ist. Alle Taschen mussten durch den Scanner. Und alles braucht viel Zeit.

Erst um zwei konnten wir den Zoll verlassen. Später habe ich aber beim Tee mit einem Fernfahrer erfahren, dass er an diesem Grenzübergang jeweils 4-5 Tage wartet. Da sind die vier Stunden ja nichts dagegen. Trotzdem konnten wir in der Mittagshitze nur bis ins Dorf fahren und dort einen Schattenplatz für die nächsten 3 Stunden suchen. Als wir uns wieder auf den Weg machen wollten hat uns ein Polizist besucht. Er war interessiert an unserer Reise. Als er erfuhr, dass wir aus dem Iran eingereist sind hat er jemanden angerufen. Kurz darauf ist ein Auto vorgefahren und hat ihm eine Tüte überreicht. Er hat für uns Chips und Bier bestellt. Ein Glücklicher Jeremie.

Bis zum Eindunkeln sind wir noch weitergefahren. Dann haben wir an einem extrem ruhigen Platz in der Halbwüste unser Zelt aufgeschlagen. Die Ruhe war so laut, dass ich Musik brauchte zum Einschlafen (Ohrenpfeifen). In der Ferne konnte man die Gasfelder Brennen sehen. Der Gasexport ist das wichtigste Geschäft der Turkmenen. Es macht Ihren Reichtum aus. Gas, Elektrizität, Wasser und Salz sind für die Bevölkerung kostenlos. Eine weitere Spezialität ist die Züchtung des teuren Achal-Teke-Pferdes, ein Rennpferd. Und tragischerweise der Anbau von Baumwolle. Aber mehr dazu aus Usbekistan. Turkmenistan ist so gross wie Spanien und besteht zu 95% aus der Karakum Wüste. Da bin ich doch wieder einmal ganz froh in der Schweiz zu leben. Ein so kleines Land, das Landschaftlich vergleichsweise unglaublich viel zu bieten hat. Diese Wüste müssen wir nun in den nächsten vier Tagen, bei 40°C im Schatten durchqueren. Für Turkmenistan erhält man nur ein Transitvisa von 5 Tagen.

Also nun das mit der Morgenstund. Um 4.00 Uhr klingelt der Wecker, zwischen halb sechs und sechs fahren wir los. Die Hitze wird für uns Schweizer und Kanadier ab 11:00 Uhr unerträglich. Dann heisst es Siesta bis ca. um 17:00 Uhr. Bis zum Einbruch der Dunkelheit kann man noch ein paar km zurücklegen. Das heisst so um 21:00 Zelt aufstellen, kochen und ins Zelt kriechen. Falls man wie ich jeweils etwas länger braucht zum Einschlafen bleibt nicht viel Zeit für den Tiefschlaf. So bin ich jeweils am Morgen überhaupt nicht parat für den neuen Tag und mein Magen verträgt noch kein Frühstück. Dies ist nicht mein Rhythmus. So ist mein Magen bald wieder durcheinander und mir ist ziemlich übel. Nicht mehr und nicht weniger. Sobald ich Jeremie auf dem Fahrrad etwas zu sehr nachjagen muss, habe ich dass Gefühl ich müsse mich übergeben. Das Windschattenfahren klappt so nicht wirklich. Es ist zu schwierig für ihn sich meinem momentanen Schneckentempo anzupassen und sobald ich mich zu sehr anstrenge....

Trotzdem schaffen wir es, die geplanten Tagesetappen einigermassen einzuhalten und zu den richtigen Zeitpünkten bei einem Restaurant, welches manchmal über 50km der einzige Schattenspender ist, unsere Siesta zu machen. Oder in einem Dorf etwas einzukaufen. Weitere Herausforderungen waren der schlechte Strassenbelag der ersten 100 km, voller Löcher und der tägliche Wind, welcher meistens gegen Transit Touristen ist.

Eine Denkaufgabe ist die Währung oder besser gesagt, die Geldscheine. Vor etwa einem Jahr haben sie neue Geldscheine eingeführt. Die Turkmenen kommunizieren den Preis aber immer noch in der alten Währung. So muss man die Preisangaben durch fünf teilen, dann hat man den Wert auf den Scheinen.

Wir brauchen unbedingt neue Sonnencreme, ca. nach 1.5 Stunden werden wir fündig. Die Turkmenen brauchen dies wohl nicht all zu oft. Manchmal sieht man jedoch Frauen mit einem Sonnenschirm, nicht aber die Frauen, die auf dem Feld Arbeiten oder die Strassen reinigen.

Das Trinkwasser wird meist mit Kübeln aus Reservoirs gezogen. Ich habe begonnen das Wasser zu Sterilisieren. Habe einen Steripen mit UV-Licht dabei. Dieser ist sehr einfach zu bedienen und das Wasser ist nach einer Minute trinkbereit. Da ich nun mit meinem E-Werk den produzierten Strom vom Nabendynamo speichern kann, kann ich damit die benötigten Batterien aufladen. Ein tolles Gefühl. Jeremie beginnt sich bereits für Indien abzuhärten, er trinkt das Wasser ohne Behandlung.


Die beste Siesta haben wir in der "Dessert research Station" in Repetek. Was eigentlich nicht nach mehr aussieht als ein Restaurant für Fernfahrer. Wir trinken eine Cola und sagen, dass wir ein paar Stunden hier warten werden. Die hübsche Frau (ohne Kopftuch, normal gekleidet) bringt uns zu einer Jurte neben dem Restaurant, welche über eine Klimaanlage verfügt. Wir glauben es kaum. Da wir an diesem Morgen bereits 100km hinter uns gebracht haben, schlafen wir verdiente 4 Stunden und essen erst um 17:00 unser Mittagessen. Dies hat sich für mich bei der Weiterfahrt als nicht sehr gute Idee erwiesen, das Essen stösst auf. Nach 20km muss ich anhalten, habe das Gefühl mich gleich zu übergeben. Es sind aber noch 40 km bis nach Turkmenabat, unserem Tagesziel.  Ein moderner Pickup hält an und der Fahrer spricht etwas Englisch, dies ist eher selten in Turkmenistan. Da dieser Zufall zu schön ist, lade ich mein Velo auf die Computerkartons im Pickup und geniesse die klimatisierte Fahrt nach Turkmenabat. Shakir wartet mit mir bis um 21.00 Uhr auf Jeremie. Danach gehen wir mit seinen Freunden in ein "Beer-House" essen. Wir können schlussendlich unsere letzte Nacht im Turkmenen Land bei Gulya und ihrem Freund übernachten. Auch sie spricht etwas Englisch, es sind sehr sympathische Leute, in unserem Alter. So haben wir dank meinem ständigen Begleiter, der Übelkeit, eine tolle Begegnung mit Einheimischen.

Am nächsten Morgen sind es noch 40km bis zur Grenze, welche wir ohne Probleme passieren können.

Fazit Turkmenistan:

Wir haben ein paar Mails von Reisenden erhalten, welche das Land ein paar Tage vor uns durchquert haben. Alle haben uns geschrieben, ein Verrücktes Land. Mehr nicht. (Doch, sie haben uns vor dem Essen gewarnt, kann ab- und aufführend wirken.) So wussten wir nicht was auf uns wartet. Die Goldenen Zähne haben uns dann den ersten Eindruck gegeben. Die Wüste am Rande der Strasse ist nicht atemberaubend. Die Kamele, die kleinen Wüstenfüchse und die Erdmännchen waren dagegen eine lustige Abwechslung. Der Abend mit den Leuten in Turkmenabad war sehr Sympathisch. Für mich waren es harte fünf Tage und ich konnte es kaum erwarten in Buchara einen Tag auszuruhen.

 

Gefahrene Kilometer

10131km

nachgeführt am: 24.10.2011

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