Bin ich noch in Europa?

Dienstag, den 19. April 2011 um 22:44 Uhr Sabine Beer
Drucken

16. - 18. April 2011

Shkoder – Burrel – Grenze bei Debar

ca. 185 km

Albanien! Ein dicht besiedeltes, armes Land. Bereits kurz nach der Grenze wurde es lebendiger. Viel mehr Kinder am spielen, Leute auf dem Fahrrad, viele neue und alte Autos Fuhrwecke und an jeder Ecke ein mini-Market. Es lebt!

Keine zehn Minuten vergehen und ich treffe den ersten Tourenradler auf meiner Reise. Thibault ist Franzose, er ist in Kasachstan gestartet und fährt zurück nach Frankreich. Ist also bald am Ende seiner Reise. In kurzer Zeit hat er mir viel erzählt. Auch dass er soeben andere Veloreisende angetroffen habe. Auch Franzosen. Eine dreier-Gruppe und ein Einzelfahrer. Nach den zwei Ruhetagen ganz alleine in Budva, hatte ich wircklich etwas Gesellschaft nötig. So freute es mich umso mehr dies zu hören.

Die zweit grösste Stadt Albaniens, Shkodra, liegt nicht weit von der Grenze. Ein Junge auf dem Rennrad begleitet mich in die Stadt (er ist mit einer Platte zurück nach Hause gefahren) und erklährt mir wo ich das Hotel Rozafa finde. Am Stadteingang hat es die typischen Romaviertel. Zwei kleine Knaben wollen mir aufgebundene Sachen vom Fahrrad reisen. Ein armes Volk, nirgends geduldet und überall einen schlechten Ruf. Obwohl nur 2% aller Romas diesen verdient hätten. Hier in Albanien gehören sie jedoch zum Abfallentsorgungs - Konzept. Ein solches gibt es nämlich nicht. Überall liegt er herum. Am liebsten werden Bach- oder Flussbette für die Entsorgung benutzt. Die Romas dürfen dann alles was noch einen Nutzen hat aussortieren...

nur ein kleiner Abfall-Berg

Leider habe ich kein Biker mehr angetroffen, obwohl in der "Hotel Loby" ein weiteres Tourenrad gestanden hat. Ich habe ihm eine kurze Notiz hinterlegt, habe jedoch nichts von Ihm gehört.

Auf der Strasse habe ich ein Paar angesprochen, dass nach Tourenradler aussah. Es waren Belgier, die in Albanien am Wandern sind. Wir haben einen gemütlichen Abend zusammen verbracht und sie haben sehr viel gutes über die Albaner in den Bergen erzählt. Sehr arm aber sehr Gastfreundlich und ein Familien Volk.

Am nächsten Morgen hat mich zum ersten mal im Leben der Iman geweckt, um 05.00 Uhr. Die Moschee ist direkt neben dem Hotel und ich hatte das Gefühl der Iman stehe in meinem Zimmer. Der Gesang hat etwas unheimliches, fremdes aber auch etwas vertrautes und bewegendes. Dies war bis jetzt mein speziellstes Erlebnis. Auch der Hahn kräht mitten in der Stadt.

Die Mosche - Neben dem

Am Sonntag ging es in die Berge. Oder ist nicht Sonntag? Die Männer haben zwar schöne Kleider an und doch haben alle Läden offen, es ist Viehmarkt und Laster fahren umher. Ich weiss nicht wie der Sonntag hier gehandhabt wird. Ich weiss nur, dass mit dem Kopf nicken nein ud den Kopf schütteln ja heisst...

Die Strassen in den Bergen sind sehr schlecht. Ich musste verschieden Techniken vom Biken anwenden (-; Habe gebetet, dass meine Felgen dies überstehen... Auf diesen Strassen darf ich meine sonst angewendete Taktik nicht benutzen: "Geschwindigkeit gibt Sicherheit" . Auch die Albaner, welche sonst nicht gerade zimperlich fahren, haben auf diesen Strassen einen sorgfältigen Fahrstil. Übrigens ist ihre Lieblingsbeschäftigung Autowaschen! Überall und zu jeder Zeit!

...zwei Esel

Das Einkaufen macht hier kein Spass. Mann darf nicht selber auswählen, man muss wünschen und es wird gebracht. So kann mann nur kaufen was man kennt. (Snickers, Cola, Chips) und kann nichts neues ausprobieren. Eine sehr schlechte Verkaufsstrategie!

Ich muss sowieso immer aufpassen, dass ich genug esse. Besser etwas über den Hunger, ansonsten meldet sich dieser zu schnell wieder. Er ist beinahe ein ständiger Begleiter. So komme ich mir vor wie eine Mastgans.

In Albanien wimmelt es nur so von Leuten, wie ein Ameisenhaufen. Man glaubt kaum, dass man noch in Europa ist. Und die Betonpilze schiessen aus dem Boden, in allen Gärten. Man sieht jedoch, das sie ihrem einstigen Nutzen, der Verteidigung, nicht mehr nachkommen, oft wachsen Pflanzen aus allen Löchern.

Betonpilz

Fazit Albanien:

Das etwas andere Europa. Ein richtiges Erlebnis.